Als Mama ein Date hatte

Als Mama ein Date hatte.

Hallo liebe Wolke,
weißt du, was ein Wiederholungstäter ist?
Ich bin ja unverbesserlich. In vielen Dingen. An meine Neujahrsvorsätze halte ich mich grundsätzlich nicht (zumindest nicht, dass ich mich dran erinnern könnte). Ich nehme mir immer mal wieder vor, mich bei unserem Nachbarn zu beschweren, der, wenn er gerade mal keinen lustigen Tag hat, gerne um 6 Uhr morgens AC/DC auflegt und mich mit „Highway to Hell“ sanft aus meinen Träumen weckt. Und dann ziehe ich mir doch lieber wieder die Decke über den Kopf. Das kann ich übrigens sehr gut: Decke über den Kopf ziehen und abwarten.
Das geht auch bei Liebesdingen richtig gut. Nicht. Habe ich festgestellt.
Und deswegen hatte Mama neulich ein Date, weil das mit der Decke auf dem Kopf auf Dauer ziemlich bescheuert aussieht.
Ich bin unverbesserlich.

Eishörnchen.

Und dann stöpseln sie da alle an einem vorbei, die sich liebenden Paare, lassen sich gegenseitig an ihren Eishörnchen lecken und küssen sich anschließend die Schokostreusel aus den Mundwinkeln. Oder sie streiten sich im Supermarkt oder auf dem Spielplatz über die Kindererziehung. Oder diskutieren, wer mal wieder mit dem Flurputz dran ist. Oder ob ein zweites Kind nicht doch schön wäre. Oder zumindest ein Hund. Oder, oder.

Ich vermisse das. Sowohl das Eishörnchenspiel als auch das Ding mit dem Streiten und sich darüber aufregen, dass der andere vergessen hat, die Klorolle zu wechseln.

Wecker.

Manchmal denke ich mir aber auch: Ach, ist schon schön, wenn dir keiner auf den Wecker geht, wenn du nur auf dein kleines Leben Rücksicht nehmen musst und nicht auch noch auf jemand anderes!
Aber dann meldet sich der andere Wecker in mir, der läutet und mir sagt: „Also wenn du jetzt keinen mehr abbekommst, dann kannst du dich demnächst mit jemandem begnügen, der doppelt so alt ist wie du, und der dir mit dem Rollator auf den Spielplatz folgt.
Ich will ja nicht sagen, dass da so etwas wie Torschlusspanik in mir aufkeimt, aber es ist eine Gemengelage aus Vermissen und Jetzt aber! und einem leisen Sehnsuchtsseufzer, die da ab und an durch meinen Kopf weht.

Dingdong

Die Partnerbörse meines Vertrauens suggerierte mir: Hey! Du bist nicht allein! Es gibt ungefähr eine Milliarde Singles in Deutschland! Da wirst auch du bald fündig! High Five!

Und dann dingdongte es in meinem dortigen Herzchenpostfach und ich erhielt eine nette Nachricht. Ja, wirklich, sie war sehr nett. Und weil ich ja sonst nichts zu tun habe, außer zu beten, dass mein Nachbar mich am nächsten Morgen mit „Highway to Hell“ in Ruhe lässt, dingdongte ich zurück. Täglich. Zwei Monate lang. Jeden Tag mehrfaches Dingdong.

Pingpong

Das Dingdong zeichnete mir das Bild eines Mannes, den ich attraktiv und interessant fand – nach meinen Erlebnissen aus 2016/2017 (du erinnerst dich, liebe Wolke?), hob sich in mir aber gleichzeitig drohend der große Zeigefinger, mich da ja nicht zu sehr reinzusteigern. Weil: Nicht gut. Also freute ich mich nur so ein kleines Bisschen über diesen Dingdong-Pingpong. Bisschen. Ich bin ja, wie gesagt, unverbesserlich.

Und weil weder Dingdong noch Pingpong auf Dauer befriedigend sind, stand plötzlich ein Date in meinem Kalender. Ich und ein Date!
Ich musste mir unbedingt eine gute Nachtcreme (Anti-aging) kaufen und zum Frisör und überhaupt mindestens 12 Stunden am Tag schlafen (hahaha) und schaute mir Videos mit Make-up Tipps an. Ey, immer dasselbe. Da kann man alt werden, wie man will. Von meinen Vorsätzen will ich gar nicht erst anfangen.

98° Grad

Der heißeste Tag des Jahres ist nicht unbedingt der beste Tag für ein Date. Übrigens. Vielleicht lag es an der flirrenden Hitze und ich stand einer Fata Morgana gegenüber – ich ahnte nach ca. 15 Sekunden: Das wird nichts.
Der Mann, der da extra wegen mir (wegen mir!) ein paar hundert Kilometer durch die sengende Sommerglut gefahren war, schien einen Abgesandten seines kleinen Königreichs geschickt zu haben. Er war es jedenfalls nicht. Kam mir so vor.

Und als er dann auch noch ein kuscheliges Plätzchen auf einer Terrasse für uns wählte, auf der kein Lüftchen ging und mir bei 98° Celsius das neue Make-up vom Gesicht in den Ausschnitt rutschte, ich mich nur noch über die Hitze beklagen konnte, ich das Mittagessen bezahlte (weil: er war ja EXTRA wegen mir angereist!) und ich kein kleines Danke hörte, war für mich die Sache klar: Tja. Da werde ich wohl demnächst mit dem schnittigen Rollator auf den Spielplatz begleitet.

Date der anderen Art

Ich weiß gar nicht, liebe Wolke, ob ich enttäuscht war (bin) oder nicht. Vielleicht ist das mit dem Daten einfach nicht mein Ding. Vielleicht sollte ich dabei bleiben, dass ich mich um 22 Uhr auf meinen Balkon setze und die Fledermaus grüße, die im Sommer an mir vorbeiflattert. Eigentlich ist mein Leben nämlich ganz ok so. Bis auf AC/DC und meine kleinen Vermissungsanfälle.

Ich date mich selbst meistens ganz gern, ist mir so aufgefallen. Da weiß ich nämlich mittlerweile, mit wem ich es zu tun habe. Und wenn mir ab und zu alles zu viel wird, habe ich ja immer noch meine Decke, die ich mir über den Kopf ziehen kann. So bescheuert wird’s schon nicht aussehen. Und dass ich unverbesserlich bin, das ist nicht schlimm. Irgendein Laster muss man ja haben.

Alles Liebe, meine Wolke!


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